- Stagflation
- 1. Begriff: Damit werden ökonomische Situationen gekennzeichnet, in denen unterausgelastete Produktionskapazitäten, Arbeitslosigkeit und unzureichendes wirtschaftliches Wachstum bei gleichzeitig hoher Preissteigerungsrate auftreten. St. ist also durch das gleichzeitige Auftreten von wirtschaftlicher Stagnation (⇡ Konjunkturphasen) und ⇡ Inflation gekennzeichnet. St. ist in den westlichen Industrienationen v.a. als Folge von Angebotsschocks (wie die Ölpreisschocks in den 70er Jahren) aufgetreten.- 2. Wirtschaftspolitische Maßnahmen: St. lässt sich nicht mit den traditionellen Instrumenten der ⇡ Globalsteuerung bekämpfen, da diese an den Aggregatgrößen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ansetzen. Außerdem schließt die der Globalsteuerung zugrunde liegende keynesianische Theorie das gleichzeitige Auftreten von Inflation und stagnierender Wirtschaftstätigkeit aus. Wie die Diskussion um die ⇡ Phillips-Kurve gezeigt hat, besteht bei stabilen Inflationserwartungen stets eine negative Beziehung zwischen ⇡ Arbeitslosenquote und ⇡ Inflationsrate. Gemäß der monetaristischen Version der Phillips-Kurve existiert dieser Trade-off dann nicht mehr, d.h. ist eine Zunahme der Arbeitslosigkeit mit einem Anstieg der Inflationsrate verbunden, wenn damit gleichzeitig eine überproportionale Erhöhung der von den privaten Haushalten erwarteten Inflationsrate einhergeht. Aus monetaristischer Sicht erfordert daher die Bekämpfung von St. die „Brechung“ von Inflationserwartungen. Graphisch wäre damit eine Verlagerung der kurzfristig mit negativer Steigung verlaufender Phillips-Kurve in Richtung Ursprung verbunden. Die Reduktion von Inflationserwartungen erfordert eine stabile, glaubwürdige und an Regeln orientierte Geldpolitik der Zentralbank, die außerdem ein hohes Maß an Reputation besitzen muss. Allgemein ist eine ⇡ angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, die mit einer Stabilisierung der Erwartungsbildung verbunden ist, ein geeignetes Mittel, um das Problem der St. in den Griff zu bekommen. In jüngerer Zeit ist eher das Gegenstück zur St. zu beobachten, d.h. hohe Arbeitslosigkeit, die mit einem Rückgang der Inflationsrate einhergeht, so dass bereits von ⇡ Deflation und der Rückkehr der Keynesschen ⇡ Liquiditätsfalle gesprochen wird.
Lexikon der Economics. 2013.